„Das Geheimnis von Mittersee“
Die Sonne ist schon über dem spiegelglatten Wasser des Mittersees direkt hinter dem kleinen Bahnhof aufegegangen. Der Zug aus Steyr – gezogen von einer zierlichen ÖBB 2095 – rollt langsam ein, als erste Sonnenstrahlen das blitzblaue Wasser des Sees erreichen.
Reisende blicken neugierig hinaus auf das Wasser, denn mitten darin ragt ein Kirchturm aus dem Wasser – verwittert, von Algen bedeckt, doch stolz und unerschütterlich. Wie am echten Reschensee erinnert dieses Miniaturdenkmal an ein untergegangenes Dorf, das einst hier gestanden haben soll, bevor der „Modellbau-Stausee“ errichtet wurde.
Im Bahnhof selbst herrscht reges Treiben: Ein Güterwagen wird mit Milchkannen beladen, während am Bahnhofsgebäude ein älterer Herr im Maßstab 1:87 den Turm fotografiert – vielleicht sucht er nach einer Geschichte für sein nächstes Modellbaujournal.
In der Mittagszeit kehrt Ruhe ein. Nur das Klappern der Waggons und das sanfte Plätschern des Mitterbaches sind zu hören. Unter Wasser, so erzählt man sich auf der Anlage, läuten manchmal die Glocken… ganz leise.